Gemeinsam mit der Initiative gegen die Todesstrafe e.V. und Amnesty International Frankfurt am Main setzen wir am 30. November 2021, dem Internationalen Aktionstag gegen die Todesstrafe, zum dritten Mal im Frankfurter Nordend ein weithin sichtbares Zeichen gegen das staatliche Töten von Menschen.
17 Uhr – 22 Uhr wird unsere Kirche St. Bernhard (Koselstraße 11-13, in der Nähe des Friedberger Platzes) blau beleuchtet. Damit reihen wir uns in den Kreis von über 2.000 Städten weltweit ein, die im Rahmen der Aktion „Cities for Life“ ein markantes Gebäude beleuchten, um gegen die Todesstrafe mobil zu machen.
Um 18 Uhr findet eine Andacht in unserer Kirche statt.
Aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie versuchen wir, Menschenmassen zu vermeiden, und bieten daher eine begleitende Multimedia-Präsentation an: Mit Bildern, die Jugendliche in einem Jugendkunstwettbewerb angefertigt haben, Auszügen Gedichten und Erzählungen von Gefangenen in Todeszellen der USA sowie Informationen von Amnesty International zum aktuellen Stand der Todesstrafe an. Die Präsentation läuft noch bis einschließlich 5. Dezember in der offenen Kirche, ist aber auch auf unserem YouTube-Kanal verfügbar (siehe Vorschau unten). Die gelesenen Texte sind dem Buch „Leben im Todestrakt – Life on Death Row“ von Gabi Uhl entnommen.
TODESSTRAFE: UNZULÄSSIG!
Immer noch gilt die Todesstrafe vielen Menschen – auch Christ*innen – als gerechte Strafe und angemessene Sühne für schwerstes Unrecht. Die katholische Kirche hingegen lehnt die Todesstrafe seit langem kategorisch ab und setzt sich aktiv für ihre Abschaffung ein, weil kein Mensch das Recht hat, über Leben und Tod eines anderen Menschen zu entscheiden.
Angesichts des wachsenden Bewusstseins dafür, dass die Würde eines Menschen auch dann nicht verloren geht, wenn er schwerste Verbrechen begangen hat, hat Papst Franziskus die grundsätzlich ablehnende Haltung der katholischen Kirche gegenüber der Todesstrafe im vergangenen Jahr noch einmal bekräftigt und den Katechismus, das Nachschlagewerk des römisch-katholischen Verständnisses des christlichen Glaubens, entsprechend geändert: Die Todesstrafe ist unzulässig, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt.
CITIES FOR LIFE –
STÄDTE GEGEN DIE TODESSTRAFE
Im Jahr 2002 hat die geistliche Gemeinschaft Sant’Egidio – eine christliche Laienbewegung mit über 70.000 Mitgliedern in 74 Ländern, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt – den 30. November zum internationale Aktionstag der „Cities for Life“ (Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe) ausgerufen, um global gegen die Todesstrafe mobil zu machen. Das Datum knüpft an den 30. November 1786 an, an dem das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte.
Inzwischen beteiligen sich mehr als 2.000 Städte auf fünf Kontinenten an dieser weltweiten Aktion. Viele von ihnen beleuchten als sichtbares Zeichen gegen die Todesstrafe ein markantes Gebäude (z.B. in Rom das Kolosseum). Deutschlandweit nehmen mehr als 300 Städte und Gemeinden teil. Damit gehört „Cities for Life“ heute zu den größten zivilgesellschaftlichen Mobilisierungen weltweit. Weitere Informationen zu „Cities for Life“ finden Sie unter https://nodeathpenalty.santegidio.org/en.
Auch unsere katholische Kirche St. Bernhard im Frankfurter Nordend wird anlässlich des Aktionstages blau beleuchtet sein, um wenigstens in unserem Quartier ein weithin sichtbares Zeichen zu setzen.

TODESSTRAFE: WELTWEIT RÜCKLÄUFIG
Es ist auch internationalen Protestaktionen wie „Cities for Life“ zu verdanken, dass die Todesstrafe weltweit auf dem Rückzug ist. Mehr als zwei Drittel aller Staaten haben sie entweder per Gesetz abgeschafft oder verhängen sie in der Praxis nicht mehr. Als Lichtblicke des Jahres 2020 können insbesondere die Abschaffung der Todesstrafe in der Republik Tschad und im US-Bundesstaat Colorado gelten.
Auch die Zahl der Hinrichtungen ist erneut rückläufig: Verglichen mit 2019 verzeichnete Amnesty International einen Rückgang um 26 Prozent. Gleichwohl hat selbst die weltweite Covid-19-Pandemie Staaten nicht davon abgehalten, die Todesstrafe zu vollstrecken. So nahmen Indien, Katar, Oman und Taiwan im vergangenen Jahr wieder Exekutionen auf. Nach Recherchen von Amnesty International wurden 2020 weltweit mindestens 483 Menschen in mindestens 18 Ländern hingerichtet. Dabei waren der Iran (mindestens 246), Ägypten (mindestens 107), der Irak (mindestens 45) und Saudi-Arabien (27) für 88 Prozent aller bekannt gewordenen Hinrichtungen verantwortlich. Nicht enthalten sind Zahlen aus Ländern, in denen Informationen über vollstreckte Todesurteile als Staatsgeheimnis gelten, oder die nur eingeschränkte Daten zur Verfügung stellen – dies gilt vor allem für China, aber auch für Nordkorea, Syrien und Vietnam.
Auch die Anzahl der weltweit verhängten Todesurteile (mindestens 1.477 in 54 Ländern) ist im Vergleich zu 2019 um 36 Prozent zurückgegangen (China jeweils ausgenommen). Amnesty International stellte in 30 von 54 Ländern, in denen bekanntermaßen Todesurteile verhängt wurden, einen Rückgang fest. Mindestens 28.567 Menschen saßen im vergangenen Jahr weltweit in Todeszellen. Ihnen allen droht der Tod durch Enthaupten, den elektrischen Stuhl, Erhängen, die Giftspritze oder Erschießen. Im Iran werden mitunter auch Menschen zum Tod durch Steinigen verurteilt.
Obwohl die Akzeptanz der Todesstrafe weltweit rückläufig ist, ist das bislang Erreichte doch fragil. So hatte beispielsweise der frühere US-Präsident Trump während seiner Amtszeit die in den USA seit 2003 bestehende Praxis, Todesurteile auf Bundesebene nicht zu vollstrecken, beendet. Das hatte zur Folge, dass in einem Zeitraum von nur sechs Monaten zehn Männer exekutiert wurden. Auch der türkische Präsident Erdoğan hat sich in den letzten Jahren wiederholt für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen. Die Amnesty-Berichte zur Todesstrafe 2020 finden Sie unter https://www.amnesty.de/todesstrafe-hinrichtungen-weltweit-amnesty-bericht-2020.
UNSERE KOOPERATIONSPARTNER
![]() |
Die Initiative gegen die Todesstrafe engagiert sich für eine weltweite Abschaffung der Todesstrafe und unterstützt Gefangene, denen die Todesstrafe oder Folter droht. Die Schwerpunkte ihrer Tätigkeiten liegen in der Öffentlichkeitsarbeit, parteiunabhängigem politischem Engagement und der Gefangenenunterstützung. Weitere Informationen: www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de |
![]() |
Amnesty International ist die weltweit größte Bewegung, die für die Menschenrechte eintritt. Amnesty ist von Regierungen, Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängig. Ihre Kampagnen und Aktionen basieren auf den Grundsätzen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Weitere Informationen: www.amnesty-frankfurt.de |